Interview: M. Sc. Darja Figelj | Interzero d.o.o. – Nachhaltige Lösungen für die Umwelt
M. Sc. Darja Figelj ist die Geschäftsführerin von Interzero – trajnostne rešitve za svet brez odpadkov d.o.o. (Tochterunternehmen von Interzero GmbH. & Co. KG). Interzero befasst sich in sieben EU-Mitgliedstaaten mit der Entwicklung nachhaltiger Lösungen und bietet diese mehr als 20.000 Kunden an. Im Jahr 2021 erzielte das Unternehmen auf diesen Märkten einen Umsatz von […]
M. Sc. Darja Figelj ist die Geschäftsführerin von Interzero – trajnostne rešitve za svet brez odpadkov d.o.o. (Tochterunternehmen von Interzero GmbH. & Co. KG). Interzero befasst sich in sieben EU-Mitgliedstaaten mit der Entwicklung nachhaltiger Lösungen und bietet diese mehr als 20.000 Kunden an. Im Jahr 2021 erzielte das Unternehmen auf diesen Märkten einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Grund dafür sind die innovativen Lösungen, die für die Erhaltung der Umwelt, in der wir leben, unverzichtbar sind. Frau Figelj studierte auf dem Institute for Sustainability Leadership der Universität Cambridge und hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Derzeit arbeitet sie im Auftrag von Interzero für drei Länder (unter anderem auch für Slowenien). Zuvor war sie für eine Reihe internationaler Unternehmen tätig, darunter MOL und Mercator. Sie besitzt das Zertifikat des slowenischen Verbands der Aufsichtsbehörden (Združenje nadzornikov Slovenije) für die Tätigkeit als Mitglied in Aufsichts- und Verwaltungsräten. Das Interview wurde Anfang dieses Jahres durchgeführt. 2023 wird als ein wegweisendes Jahr für die Abfallwirtschaft in der Europäischen Union angesehen.
In den letzten zwei Jahren hat sich die Gesetzgebung und das Umweltbewusstsein der Menschen in Bezug auf die Abfallwirtschaft und die Wiederverwendung von Abfallstoffen deutlich verändert. Es besteht kein Zweifel, dass das Thema der Kreislaufwirtschaft und der Schließung des Produktionskreislaufs entscheidend für unsere Zukunft sind.
Interzero d.o.o. ist ein Teil der internationalen ALBA Group und einer der wichtigsten Akteure der Kreislaufwirtschaft, nicht nur in Slowenien, sondern in ganz Europa.
1. Aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrungen im Bereich der Wiederverwendung von Abfallstoffen würden wir gerne wissen, wie Sie die aktuelle Situation in Slowenien einschätzen.
Bedauerlicherweise befindet sich Slowenien in diesem Bereich noch (ganz) im Anfangsstadium. In Slowenien ist es für Unternehmen finanziell lukrativer, Abfallrohstoffe wegzuwerfen, anstatt sie in neue Produkte zu verwandeln oder wiederzuverwenden. Interzero betreibt sieben Märkte, wobei Slowenien in dieser Hinsicht eine echte Ausnahme darstellt. Die meisten Länder sind sich bereits bewusst, dass jeder Abfall ein Rohstoff sein kann. Oder anders ausgedrückt: jeder Abfall kann in einen neuen Rohstoff verwandelt werden. Interzero sorgt bei mehr als 20.000 Kunden für innovative Lösungen und stellt sicher, dass nichts verloren geht. Auf diese Weise werden natürliche Ressourcen und damit auch die Umwelt aufrechterhalten.
2. Welche Fortschritte haben Sie bei Unternehmen, die die neuen Lieferkettengesetze kennen und beachten, festgestellt?
Prinzipiell weiß man ganz genau, wie man sich sowohl im Unternehmen als auch privat zum Schutz der Umwelt verhalten muss. Das ist dann auch wichtig, um die Umwelt für künftige Generationen möglichst intakt zu halten. Allerdings haben Menschen in Wirklichkeit verschiedene Gewohnheiten, was das Thema angeht. Wir alle könnten mit dem Flugzeug nach Rom fliegen, nicht wahr? Wobei wir auch für so eine Reise einfach den Zug nehmen könnten. Das Gleiche gilt für Unternehmen. Sie wissen, dass sie z. B. Plastik, Papier oder Glas in ihrer Produktion wiederverwenden müssen, aber in der Praxis ist es billiger und einfacher, neue Rohstoffe zu kaufen. Bedauerlicherweise führt dann dieses Bewusstsein oft zum sog. Greenwashing. Sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen.
3. Haben Sie im letzten Jahr in Slowenien irgendwelche Veränderungen bei der Wiederverwertung von Verpackungen bzw. von Abfällen festgestellt?
Nun versucht Slowenien ein Pfandsystem für Plastikflaschen einzuführen, was wir natürlich auch unterstützen. Es ist eine Innovation von Interzero, die vor Jahrzehnten für Deutschland entwickelt wurde und bis heute gut funktioniert. Aber solange Slowenien keinen Abfallbeauftragten einführt, wird sich die Situation in Bezug auf Verpackungsabfälle nicht grundlegend ändern. Slowenien muss die Rückverfolgung jedes einzelnen Abfallstücks ermöglichen, damit es wiederverwendet werden kann und nicht auf illegalen Deponien oder, noch schlimmer, irgendwo in Südeuropa z. B. in Höhlen oder im Meer landet. Jede Art von Abfall muss rückverfolgbar sein, denn es ist wichtig, möglichst viel davon oft wiederzuverwenden.
4. Ein wichtiges Schlüsselthema der Energiewende ist die Schließung von Abfallkreisläufen. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen, das eine aktive Rolle dabei spielt, dies zu organisieren?
Der Übergang, zu einer gerechten und umweltfreundlichen Wirtschaft, ist eine große Herausforderung für alle Unternehmen. Die Umstrukturierung von Produktionsprozessen kostet viel Geld. Die meisten Unternehmen sind angesichts der aktuellen Energiekrise mit einer umweltfreundlichen Umstellung überfordert. Hoffentlich werden sich die Unternehmen mit den Ressourcen des slowenischen Aufbau- und Resilienzplans (im Rahmen der EU) vertraut machen, denn der ist genau für solche Fälle vorgesehen.
5. Für diejenigen, die noch nichts von der Plattform Interzero Academy gehört haben: Was ist das? Können Sie uns darüber mehr erzählen?
Interzero informiert Unternehmen über ihre rechtlichen Verpflichtungen, insbesondere in Bezug auf die europäischen Richtlinien. Denn die Unternehmen benötigen Zeit für die Umsetzung der Änderungen, die von der Europäischen Kommission demnächst gefordert werden. Das passiert leider nicht über Nacht. Zugleich vermittelt die Interzero Akademie weiteres Wissen für alle, die sich mit nachhaltigem Management in Unternehmen beschäftigen. Das Besondere an der Akademie ist, dass sie nach der Anmeldung überall und jederzeit genutzt werden kann, da sie nicht zeitlich begrenzt ist. Es ist auch möglich, sich die Vorlesungen mehrmals anzusehen, was besonders bei umfangreichen rechtlichen Leitlinien wichtig ist. Im Anschluss erhält der Nutzer auch ein Zertifikat über das erworbene Wissen.
6. Was würden Sie einem Unternehmen raten, das das Recycling in seinem eigenen Betrieb verbessern möchte?
Fast jedes Unternehmen kann seine Produktion so anpassen, dass ein und derselbe Rohstoff mehrmals verwendet wird und/oder die Betriebsabläufe zum Nutzen der Umwelt optimiert werden. Bei Interzero arbeitet man mit Europa größten Einzelhändlern, kleinen Büros, Produktionsfirmen oder kleinen Festivalveranstaltern zusammen. Interzero Ziel ist es, die Gesellschaft anzuregen, mehr für die Umwelt zu tun und sie somit diese auch (besser) zu schützen.