Bart Stegeman | Vom Fischernetz zum Küchenkomposter
Die Transformation der Geschäftstätigkeit und nachhaltige Innovationen spielen in der aktuellen Krise eine Schlüsselrolle bei neuen Geschäftsmöglichkeiten. Im Rahmen dessen ergreift das Mitgliedsunternehmen Skaza im Bereich umweltfreundlicher Kunststoffe die Initiative. Wir haben mit Bart Stegeman, einem der zwei Geschäftsführern von Skaza, über eine nachhaltige Unternehmensstrategie und Kreislaufwirtschaft gesprochen.
Sie sind eines der inspirierendsten europäischen Unternehmen, im Kern Ihrer Unternehmensstrategie steht eine nachhaltige Orientierung. Wie folgen Sie diesen Richtlinien im Bereich der Kunststoffe?
Wir sind uns dessen bewusst, dass wir ohne Plastik nicht leben können, aber dennoch dürfen wir von Plastik nicht ertränkt werden. Wir handeln in kleineren Schritten, weil wir daran glauben, dass auch kleine Veränderungen Topergebnisse erzielen, insbesondere bei umweltorientierten Vorgehensweisen. Alle unsere Produkte werden aus organischen, biologisch abbaubaren Materialien oder Rezyklaten hergestellt. Derzeit sind 85 % der Produkte aus unserem Sortiment entweder aus Rezyklaten oder aus Bio-Materialien. Was unsere Unternehmensstrategie angeht, handeln wir nach allen bestehenden Richtlinien. Auf jeden Fall streben wir danach, so viele Rezyklate und Bio-Materialien wie möglich zu verwenden.

Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
So ein Handeln ist heutzutage sicherlich wesentlich teurer. Nachhaltige Materialien sind teuer, Strom aus erneuerbaren Quellen, den wir nutzen, ist teuer. Dennoch sehen wir das als eine Pflicht an. Das ist die Vision, die wir verfolgen, weil wir an eine bessere Zukunft glauben sowie daran, dass wir auf dem Weg dorthin eine bedeutende Rolle haben.
Wir sind der Überzeugung, dass zu dieser Zukunft auch andere Beteiligte beitragen werden, die ebenso daran glauben, dass ein nachhaltig orientiertes und gemeinsames Handeln die Welt zu einem besseren Ort verändert. Auch, wenn wir in diesem Moment einige Schritte rückwärts gehen, bedeutet das langfristig mehrere Schritte vorwärts. So ein Handeln wird früher oder später zur Notwendigkeit werden.
„Nachhaltige Materialien sind teuer, Strom aus erneuerbaren Quellen, den wir nutzen, ist teuer. Dennoch sehen wir das als eine Pflicht an. Das ist die Vision, die wir verfolgen, weil wir an eine bessere Zukunft glauben sowie daran, dass wir auf dem Weg dorthin eine bedeutende Rolle haben.“
Worin sehen Sie den wesentlichen Vorteil bei der Transformation der Wirtschaft in ein nachhaltig orientiertes Modell?
Ich glaube, dass eine nachhaltige Entwicklung uns auf dem Markt nicht nur konkurrenzfähig macht, sondern auch erfolgreich in globale Wertschöpfungsketten integriert. Erfolg kann mit dem entsprechenden Maß an Mut, einer klaren Vision und einer Organisationskultur, die aus Werten und Beziehungen bestehen, erzielt werden.
Haben alle Ihre Mitarbeiter die Unternehmenswerte angenommen und handeln sie auch dementsprechend? Wie spiegelt sich dies in der alltäglichen Arbeit wider?
Bei Skaza streben wir nach einer sehr klaren Vision – mit der Entwicklung der innovativen Produkte, die aus natürlichen Materialien bestehen, wird unser Planet geschützt und unseren Kunden werden Lösungen angeboten, die für ein besseres Leben sorgen. Wir sind uns dessen bewusst, dass gesellschaftliche Veränderungen von uns kommen müssen. Anders gesagt, die Unternehmenswerte sollten mit den Werten der Mitarbeiter Hand in Hand gehen. Wir gehen noch einen zusätzlichen Schritt weiter, indem wir uns anhand dieser Werte auch für die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und B2B-Kunden entscheiden. Bei den Mitarbeitern ist sicherlich wichtig, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie beherrschen, noch wichtiger sind jedoch ihre Werte und ihre Beziehung zur Arbeit, zum Unternehmen und schließlich zur Welt. Unsere Mitarbeiter nehmen die Werte unserer nachhaltigen Verpflichtung an, die sich in einer respektvollen Beziehung zur Natur und ihren Quellen zeigt, sowie in der täglichen Bemühung bei der Arbeit, der Verantwortung und dem Mut, die uns erlauben, unsere Vision zu verwirklichen.

Mit dem Übergang der Plastik-Wertschöpfungskette weg vom linearen Modell hin zum Kreismodell haben Sie im letzten Jahr eine neue Erfolgsgeschichte geschrieben. Im September haben Sie nämlich eine neue Version des Küchenkomposters Bokashi Organko 2 Ocean vorgestellt, der aus Fischernetzen hergestellt wurde. Wie kommt es, dass Sie sich zu solch einem Schritt entschieden haben?
Auf der Welt werden 360 Millionen Tonnen Plastik produziert. Mindestens acht Millionen dieses Plastiks enden im Ozean. Dies entspricht der Entladung einer ganzen LKW-Ladung pro Minute ins Meer. Jährlich enden mehr als 650.000 Tonnen der unbrauchbaren Fischernetze im Wasser. 2018 wurden allein auf dem Oaxaca-Strand in Mexico mehr als 300 Schildkröten gefunden, die in diesen Netze gefangen wurden und gestorben sind. Darüber gibt es viele weitere Fakten, die im Internet nachgelesen werden können.
Aufgrund des Wunsches nach Andersartigkeit und der Differenzierung von anderen schenken wir der Kreislaufwirtschaft in unserem Unternehmen viel Aufmerksamkeit . Dementsprechend wurden die Materialien, die einst den Fischern dienten, für den Komposter eingesetzt, der jetzt in verschiedenen Haushalten benutzt werden kann. Die neue Version unseres Komposters besteht aus solchen Fischernetzen. Ein Organko besteht 30 % (mindestens 600 Gramm) aus Fischernetzen, alle anderen Materialien sind ebenso Rezyklate.
Interview: Janja Urankar Berčon