Interview: Dr. Alix Landgrebe, Direktorin des Goethe-Instituts Ljubljana | 20-jähriges Jubiläum
Dieses Jahr ist für das Goethe-Institut von besonderer Bedeutung, da es sein 20-jähriges Bestehen in Slowenien feiert. Das Jubiläum wurde unter anderem im März mit einem Festkonzert in der Festivalhalle begangen. Der Herbstanfang ist traditionell die Zeit, in der sich das Team intensiv auf eine seiner Hauptaufgaben vorbereitet: die Durchführung von Sprachkursen, die am […]
Dieses Jahr ist für das Goethe-Institut von besonderer Bedeutung, da es sein 20-jähriges Bestehen in Slowenien feiert. Das Jubiläum wurde unter anderem im März mit einem Festkonzert in der Festivalhalle begangen. Der Herbstanfang ist traditionell die Zeit, in der sich das Team intensiv auf eine seiner Hauptaufgaben vorbereitet: die Durchführung von Sprachkursen, die am 9. September beginnen. Über die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen und interkultureller Zusammenarbeit haben wir mit Dr. Alix Landgrebe gesprochen, die vor zwei Jahren die Leitung des Goethe-Instituts Ljubljana übernommen hat.
Lassen Sie uns mit einer etwas zugespitzten Frage beginnen: Die deutsche Sprache gilt nicht gerade als einfach zu erlernen. Wie begegnen Sie den Skeptikern?
Zunächst einmal weise ich darauf hin, dass die Methoden, nach denen unsere Lehrkräfte unterrichten und die das Goethe-Institut über viele Jahre hinweg entwickelt hat, äußerst effektiv sind. Sie eignen sich auch für diejenigen, denen es vielleicht etwas schwerer fällt Fremdsprachen zu erlernen. Unsere Lehrkräfte bilden sich kontinuierlich weiter, und wir kooperieren mit verschiedenen Universitäten. Ein weiterer Grund, Deutsch am Goethe-Institut zu lernen, ist, dass wir befugt sind, international anerkannte Zertifikate von A1 bis C2 auszustellen. Gerade durch diesen methodischen Ansatz erzielen die Teilnehmer unserer Kurse bei Prüfungen in der Regel deutlich bessere Ergebnisse.
Sie scheinen eine besondere Begabung für Sprachen zu haben. Unser Gespräch führen wir auf Slowenisch, Sie sprechen aber insgesamt neun Sprachen und sind ausgebildete Slawistin und Historikerin. Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, nicht nur Deutsch, sondern generell Fremdsprachen zu lernen?
Zwischenmenschliche Kommunikation umfasst viel mehr als nur das bloße technische Verständnis; es geht vielmehr darum, die Mentalität des Gegenübers zu verstehen. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Dank meiner Slowenischkenntnisse habe ich in Gesprächen einen entscheidenden Vorteil, da ich damit Respekt für die Kultur meines Gesprächspartners zeige – und das bleibt nicht unbemerkt. Auch unser Gespräch verliefe völlig anders, wenn wir es auf Englisch führten. Ich glaube, viele Menschen haben vergessen, wie wichtig dieser Aspekt beim Erlernen einer Fremdsprache ist. Das gilt besonders für die Sprachen von Nachbarländern, wie Kroatisch, Italienisch oder Ungarisch im Falle Sloweniens. Viele setzen darauf, dass künstliche Intelligenz diese Barrieren überwinden wird, ich aber gehöre nicht dazu. Im Gegenteil, ich halte das für einen Fehler, denn das Erlernen einer Fremdsprache ermöglicht ein authentischeres Verständnis fremder Kulturen.
Gerade in Zeiten der Globalisierung ist das von großer Bedeutung…
Mehr denn je sind wir auf Zusammenarbeit angewiesen. Die Vorstellung, dass es genüge, unser Miteinander allein auf die englische Sprache zu stützen, ist widersprüchlich und vor allem kurzsichtig.
Wie beurteilen Sie die Tendenz, die finanzielle Ausstattung von Kultureinrichtungen, auch für das Goethe-Institut, zu reduzieren?
Ja, das stimmt leider – auch unsere Mittel wurden gekürzt. Ich halte das für sehr bedauerlich, denn die sogenannte “Soft Power”, zu der zweifellos die Kultur zählt, löst Missverständnisse zwischen Menschen oft effektiver als wirtschaftliche Maßnahmen oder militärische Mittel. In Portugal zum Beispiel trafen sich die Menschen während der Revolution im dortigen Goethe-Institut, was der damalige Direktor in seinem Buch eindrucksvoll beschrieben hat. Auch wenn wir keine politische Organisation sind, sind Kultureinrichtungen wichtig, weil wir Brücken bauen und einen sicheren Raum bieten.
Welche Rolle spielt das Goethe-Institut Ljubljana im slowenischen Kulturleben?
Viele unserer Kooperationen haben hier eine lange und erfolgreiche Tradition, wie etwa die Tage des deutschsprachigen Films, die Zusammenarbeit mit der Musikakademie, philosophische und theatralische Veranstaltungen, um nur einige zu nennen. Wir pflegen zudem eine hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Ljubljana und Cankarjev dom, der größten Kultureinrichtung des Landes. Dort eröffnen wir am 6. November eine Lichtinstallation von Mischa Kuball zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant. Natürlich bringt jedes Jahr auch neue Projekte mit sich. Im letzten Jahr waren wir stark in die Vorbereitungen für den Auftritt Sloweniens als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse eingebunden. Besonders freuen wir uns jedoch, dass im Bereich der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Slowenien und Deutschland heute auch Veranstaltungen ohne unsere Vermittlung stattfinden – das war vor 20 Jahren noch ganz anders. Das ist eine hervorragende Entwicklung, die wir uns nur wünschen können. Mit unserer Arbeit werden wir aber weiterhin Impulse in verschiedenen Bereichen setzen, um so unsere gegenseitige Zusammenarbeit zu bereichern.
Alles Gute für das Jubiläumsjahr und die kommenden Jahre.
Vielen Dank! Und noch ein Hinweis zum Schluss: Egal, ob Sie sich für Sprachkurse, kulturelle Veranstaltungen oder interkulturelle Zusammenarbeit interessieren – Sie sind herzlich eingeladen zum Tag der offenen Tür des Goethe-Instituts Ljubljana am 3. September in unseren Räumlichkeiten.