Simon Franko | Was wird benötigt, damit der EU Green Deal zum Erfolg wird?

Nachdem der Klimawandel jahrelang nur eine marginale Rolle in der EU-Politik gespielt hat, ist er nun ins Rampenlicht gerückt. Das von der Europäischen Kommission vorgestellte Paket von politischen Initiativen hat ein ehrgeiziges Ziel: die EU-Wirtschaft bis 2050 nachhaltig gestalten und Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

Aber was muss getan werden, um dies zu erreichen?

Der einzige funktionierende Weg ist, indem wir dem Rest der Welt zeigen, dass wir Emissionen reduzieren, Innovationen vorantreiben, eine Kreislaufwirtschaft schaffen und gleichzeitig unsere Wirtschaft wachsen lassen und somit einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Doch was nützen ehrgeizige Ziele ohne einen guten Plan? Wir müssen uns überlegen, wer als Schlüsselakteur zum Erfolg dieses Green Deals beitragen könnte. Wer ist die Grundlage dafür?

Die Antwort auf diese Frage lautet – die Industrie.

Der EU Green Deal bringt viele Chancen für die Industrie, aber nur, wenn er richtig umgesetzt wird. Ein einheitlicher Rahmen für einen erfolgreichen und effizienten Übergang ist der Schlüssel, der sowohl großen als auch kleinen und mittleren Unternehmen die Tür zu einer nicht nur grüneren, sondern auch nachhaltigeren Wirtschaft öffnen wird.

Im Unternehmen BASF haben wir die aktuellen Probleme erkannt und bereits einen Schritt in Richtung einer grünen, nachhaltigen Zukunft getan: Wir haben mehrere Projekte in den Bereichen Energie und Klima, Kunststoffe und Kreislaufwirtschaft sowie Umwelt und Chemie gestartet.

Energie und Klima

Umfangreiche Reduzierungen der CO2-Emissionen können nur durch eine erhebliche Elektrifizierung der industriellen Prozesse erreicht werden. Dies wiederum führt zu einem enormen Anstieg der Nachfrage nach kohlenstoffarmen Strom.

Allein das BASF-Werk in Ludwigshafen, das größte Chemiewerk der Welt, verbraucht ein Prozent (6 TWh) des deutschen Strombedarfs. Der Übergang zur Elektrifizierung der Produktion erfordert eine deutliche Steigerung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe – so würde die BASF mit neuen klimafreundlichen Produktionsverfahren drei- bis viermal mehr Strom benötigen.

Plastik und Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft bedeutet die Trennung zwischen Wachstum und Ressourcenverbrauch. Einfach ausgedrückt, bedeutet die Förderung der Kreislaufwirtschaft, das Beste aus den endlichen Ressourcen unseres Planeten zu machen: Sie so lange wie möglich zu gebrauchen, Abfall zu reduzieren und durch erneuerbare Ressourcen einen Mehrwert zu schaffen.

Wir alle brauchen Technologien, um uns in Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu bewegen. Technologien im Zusammenhang mit Plastik sind besonders wichtig, da der Plastikmüll eins der größten Probleme der heutigen Menschheit ist.

Auch BASF ist sich des Problems der Kunststoffabfälle bewusst und hat das Projekt ChemCycling ins Leben gerufen. Im Rahmen des Projekts haben wir Technologien entwickelt, bei denen durch thermochemische Prozesse Kunststoffabfälle in Öl oder gasförmige Produkte zerlegt werden, die als Rohstoffe für die chemische Industrie dienen. Diese Rohstoffe ersetzen in unseren Produktionssystemen fossile Brennstoffe und werden zur Herstellung neuer Produkte, insbesondere von Kunststoffen, verwendet.

Umwelt und Chemikalien

Die chemische Industrie ist bereit, das strategische Ziel der Kommission zu unterstützen und sicherzustellen, dass nur Chemikalien auf den europäischen Markt gelangen, die gutartig sind und weder die menschliche Gesundheit noch die Umwelt schädigen. Ein Verbot dieser Chemikalien könnte jedoch einen Wettbewerbsnachteil für die europäische Industrie bedeuten. Viele Chemikalien, die verboten werden könnten, werden zur Herstellung anderer Chemikalien verwendet – den Rohstoffen für viele der Endprodukte, die wir täglich verwenden.

Im Unternehmen BASF haben wir unter der REACH-Verordnung (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) 2.000 Chemikalien, die meisten mit gefährlichen Eigenschaften, registriert. Aber viele, wenn nicht sogar die meisten unserer Chemikalien werden bei der Herstellung anderer Chemikalien verwendet, in Mischungen in niedrigen Konzentrationen verkauft oder dauerhaft als Stabilisatoren in die Polymermatrix eingearbeitet, z. B. als Stabilisatoren zum Schutz von Kunststoffen vor Abbau unter Licht oder Hitze.

Wir sind der Meinung, dass es keinen Bedarf für ein komplettes Verbot von Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften für industrielle und professionelle Zwecke gibt, da ihre sichere Verwendung nachweisbar ist. Dabei müssen natürlich die in REACH festgelegten Risikoprinzipien berücksichtigt werden. Eine innovative Industrie benötigt eine große Auswahl an chemischen Substanzen.

Simon Franko: „Ein ehrgeiziger Green Deal ist der einzig wahre Weg in eine nachhaltige Zukunft. Aber damit das Abkommen erfolgreich ist, brauchen wir eine starke Industriepolitik.“ (Foto: BASF)

Fazit

Ein ehrgeiziger Green Deal ist der einzig wahre Weg in eine nachhaltige Zukunft. Aber damit das Abkommen erfolgreich ist, brauchen wir eine starke Industriepolitik.

Regulierungen werden eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie schnell und effektiv Unternehmen bei dieser grünen Transformation sein werden. Innovationen und intelligente Vereinbarungen, die den Binnenmarkt fördern und gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten (z. B. im Bereich der Wettbewerbspolitik des Energiesektors) sind das richtige Rezept für den Erfolg dieses grünen Abkommens.

Kurz gesagt: Die Industrie trägt mit Technologien und nachhaltiger Chemie zum Erreichen des Ziels bei; die Politik, hingegen, bietet einen Rahmen für einen erfolgreichen und effizienten Übergang.

Autor: Simon Franko, Geschäftsführer von BASF Slovenija, Geschäftsführer der BASF-Tochtergesellschaften in Kroatien und Serbien